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|
Die
Luftverteidigungszone West
Ende der Dreißigerjahre des
20.
Jahrhunderts wurde im Westen Deutschlands die sogenannte
„Luftverteidigungszone West“ (LVZ West) geschaffen.
Sie sollte –
ähnlich wie der „Westwall“ gegen
Bodentruppen – einen
durchgängigen Abwehrriegel gegen Angriffe aus der Luft bilden.
Dieses Ziel konnte jedoch, ebenfalls wie beim Westwall, niemals
erreicht werden.
Die LVZ gliederte sich in
Baden-Württemberg in eine Vor- und eine Hauptzone.
Die Vorzone, welche v. a.
die
Aufgabe hatte, Flugzeuge in größere Höhen
zu zwingen und dadurch
deren Reichweite zu verringern, befand sich auf den
Schwarzwaldanhöhen in Richtung der
französischen Grenze (z. B.
auf dem Schliffkopf und der Hornisgrinde).
Die Hauptzone hingegen wurde weiter im
Landesinneren errichtet und verfügte über ein
wesentlich dichteres
Netz von Luftabwehrstellungen.
Rund um das „Dreieck“
Oberndorf, Rottweil, Schramberg gab es eine für
Baden-Württemberg
außergewöhnliche Massierung der LVZ, da in diesen
drei Städten
jeweils wichtige Rüstungsbetriebe angesiedelt waren. Dies
waren Mauser in Oberndorf (u. a.
Infanteriewaffen und leichte Flakgeschütze), die IG
Farben in
Rottweil (Pulver und Kunstseide, u.a. für Fallschirme) und Junghans
in Schramberg
(Zünder).
Zitat aus dem Befehl für die Erweiterung der Luftverteidigungszone West
vom 12.11.1938 (BarchMA: RL 7-3/549)
"Die schweren
Batterien sollen eine gleichmäßige
Feuerdichte über die gesamte Zone sicherstellen.
Die für die Hauptzone vorgesehen leichten Batterien haben die
Abwehr gegen Tiefangriffe zu verstärken.
Der Schutz der im Bereich der Zone liegenden kriegswichtigen Industrien
bei Rottweil - Oberndorf - Schramberg verlangt eine besonders
durchdachte Aufstellung der Flakkräfte in diesem Gebiet. [...]
4.) Einzelne schwere Batterien werden vor die Hauptzone auf die
höchsten Erhebungen des Schwarzwaldes vorgeschoben. Sie sollen
dem Feind das Überfliegen des Schwarzwaldkammes erschweren und
die Hauptzone vorwarnen. Zwischen diesen schweren Batterien werden leichte
Batterien eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es zu verhindern, dass der Feind
die auf den höchsten Erhebungen des Schwarzwaldes stehenden
schweren Batterien unterfliegt. Soweit mit dieser Aufgabe vereinbar,
sollen diese leichten Batterien gleichzeitig die wichtigsten
Paßstraßen und Übergänge
über den Schwarzwald gegen durchgebrochene feindliche
Panzerkräfte sperren. [...]
Im Zusammenhang mit der Aufstellung dieser leichten Batterien sind
Strassensperren vorzusehen.
5.) Sämtliche Feuerstellungen der schweren und leichten
Batterien auf dem Schwarzwald müssen in Nähe der
Schwarzwaldhochstrasse liegen, so dass sie leicht versorgt und im
Bedarfsfall schnell verschoben werden können."
Im Gegensatz zur Vorzone wurden in der
Hauptzone (in der Regel) keinerlei Einrichtungen zur
Bodenverteidigung, wie MG-Schartenstände
oder Pak-Stände,
gebaut. Es wurden lediglich betonierte Bettungen für die
schweren
Flak-Geschütze und Feuerleitgeräte sowie
Unterkünfte für die
Mannschaften (in unterschiedlicher Ausführung) mitsamt der
nötigen
Infrastruktur (Wasser-, Stromversorgung) erbaut.
In der Nähe der Stellungen
wurden
darüber hinaus sogenannte Flak-Beständelager
errichtet, in welchen
die Flak-Geschütze, sonstigen Geräte und Fahrzeuge
untergebracht
werden konnten, solange die Stellungen nicht belegt waren. Diese
Lager kann man sich einfach als große rechteckige Hallen
vorstellen.
Wer
sich ausführlich über die
Luftverteidigungszone West informieren möchte, dem sei das LVZ-West-Buch
von Friedrich Wein empfohlen.
Allerdings wird der Raum Rottweil
in diesem nur gestreift, dafür werden u.a. Oberndorf und der
Nordschwarzwald ausführlich behandelt.
Informationen zur LVZ
um Oberdorf gibt es auch hier: http://www.geschichtsspuren.de/forum/viewtopic.php?t=16546
Viele Beinräge stammen von meiner Wenigkeit, leider muss man
angemeldet sein, um die Bilder betrachten zu können.
Die mir bisher bekannten schweren
LVZ-West-Flakstellungen im Landkreis Rottweil sind:
Nummer |
Standort |
Typ
Geschützbettung |
Typ
BI |
Typ
BII |
Belegung
/ Sonstiges |
Zustand
(Jan. 2013) |
Koordinaten |
1 |
Aichhalden/Sulgen |
Achteckig, genauer Typ unbekannt3 |
Vermutl. Geschützbettung3 |
Vermutl. zwei
mehreckige oder runde Stände mit kurzem Verbindungsgang3 |
unbekannt |
Keine Reste vorhanden. |
- |
2 |
Boll |
Achteckig, genauer Typ unbekannt, vermutlich aber
abgewandelter Typ Ginnick (teils mit angehängtem Unterstand)2,3 |
Geschützbettung2,3 |
Zwei mehreckige
Stände mit kurzem Verbindungsgang2,3 |
Belegung im Mai 1940
nachgewiesen, franz. Aufklärer wurde unter Beschuss genommen
und zum Abdrehen gezwungen. |
Alle Bettungen gesprengt, Reste vorhanden.
Barackenfundamente teilweise erhalten. |
- |
3 |
Deißlingen |
unbekannt |
unbekannt |
Unbekannt, auf einem
Luftbild sind zwei Stände zu erahnen, die jedoch
ungewöhnlicherweise erhöht sind.(1),3 |
Belegung des
Beständelagers im Jahr 1939 nachgewiesen |
Ein unterirdischer Bunker und eine Baracke
erhalten. |
- |
4 |
Dietingen |
Achteckig, genauer Typ unbekannt2,3 |
Vermutl. Geschützbettung2,3 |
Evtl.
Geschützbettung; obwohl sehr ungewöhnlich, lassen
sowohl Luftbild als auch ein Plan dies vermuten.2,3 |
Stellung vermutlich
belegt durch Flakregiment
25 unter Hauptmann Laquay
(Quelle).
Darüber hinaus sind mittlerweile hist. Fotos aufgetaucht, die
eine
Belegung der Stellung endgültig beweisen (>>
Stellungen Dietingen) |
Zwei Flak-Baracken erhalten. |
- |
5 |
Dornhan |
Ginnick1,4 |
Geschützbettung1,4 |
Geschützbettung1,4 |
unbekannt |
Eine Geschützbettung, ein Blockaus und
das Beständelager (als Bauhof genutzt) erhalten. |
- |
6 |
Dunningen |
Achteckig, genauer Typ unbekannt, vermutlich aber
ähnlich Vogelsang mit Unterstand2,3 |
Vermutl. Geschützbettung2,3 |
Vermutlich zwei
Rechteckige Stände mit geradem Verbindungsgang
(ähnlich Schliffkopf)2,3 |
Vermutlich nie
belegt. |
Keine Reste vorhanden. |
- |
7 |
Epfendorf |
Ähnlich Ginnick (mit
Unterstand)1 |
Vermutl. Geschützbettung2,3 |
Evtl.
Geschützbettung?2,3 |
Belegung unbekannt |
2 Geschützbettungen erhalten. |
- |
8 |
Feckenhausen |
Ähnlich Ginnick (mit
Unterstand)1 |
Rechteckige Bettung2,3 |
Verm. 2 mehreckige
Stände mit geknicktem Verbindungsgang (ähnlich
Hornisgrinde)(1),2,3 |
Vermutlich nie belegt
Nordöstlich der Stellung befand sich im sog. Eckerwald das Wüste-Werk
10 zur Gewinnung von Öl aus Schiefer.
Bilder
vom Gedenkpfad Eckerwald |
2 Geschützbettungen vollst. erhalten, 2
umgebaut/überbaut, Befehlsstelle II erhalten aber teils
überbaut, ein Unterstand bei BI erhalten |
- |
9 |
Flözlingen |
Ähnlich Vogelsang (mit
Unterstand)1 |
Geschützbettung1 |
Zwei Rechteckige
Stände mit geradem Verbindungsgang (ähnlich
Schliffkopf)1 |
Vermutlich nie belegt
Als Beständelager hätte vermutlich das Lager der
Flak-Kaserne Zimmern o.R. mitverwendet mitverwendet werden sollen. |
Bis auf eine demolierte Bettung komplette
Batterie
in gutem Zustand erhalten! Barackenfundamente sowie
Pumpenhäuschen
(Wasserversorgung) erhalten. |
- |
10 |
Hochmössingen |
Ähnlich Ginnick (mit
Unterstand)1 |
Geschützbettung1 |
Verm. 2 mehreckige
Stände mit geknicktem Verbindungsgang (ähnlich
Hornisgrinde)(1),2 |
Belegung im Mai 1940
nachgewiesen.
Westlich der Stellung befand sich die Funkmessgerätestellung
2.
Ordnung "Hornisse" mit min. einem
Würzburg-Riese-Radargerät. Bilder
des verbliebenen Sockels
Beständelager noch vorhanden (stark umgebaut). |
Reste einer Geschützbettung und der BI
vorhanden. Unterstand einer zweiten Bettung vorhanden aber teils
übererdet. BII wurde vermutlich intakt übererdet
(Nischen
teils erkennbar) |
- |
11 |
Seedorf |
Ähnlich Vogelsang (mit
Unterstand)(1) |
Vermutl. Geschützbettung2,3 |
Vermutlich zwei
rechteckige Stände mit geradem Verbindungsgang
(ähnlich Schliffkopf)2,3 |
Vermutlich nie belegt
Das heute noch vorhandene Beständelager wurde noch
während
des Krieges von der Daimler AG genutzt. Angeblich wurden dort
Teile für U-Boote entwickelt/gefertigt. |
Eine halbe Bettung teilweise erhalten |
- |
12 |
Tennenbronn |
Ginnick (ohne Unterstand)1 |
unbekannt |
unbekannt |
unbekannt |
Eine Bettung sowie drei Munitionsbunker erhalten |
- |
13 |
Dürrenmettstetten-Haidenhof |
unbekannt |
unbekannt |
unbekannt |
Das Beständelager befindet sich noch im
Lkr. RW, der Batteriebereich hingehen im Lkr. FDS. |
Das Beständelager wurde zur
Gemeindehalle umgebaut. |
- |
Quellen:
1 noch vorhanden / (1) noch
teilweise vorhanden
2 alliiertes
Luftbild aus der Kriegs- oder frühen Nachkriegszeit
3 Plan aus der Nachkriegszeit im
Kreisarchiv Rottweil
4
"Die Luftverteidigungszone West" - Friedrich, Florian und Felix Wein
Sofern nicht anders angegeben, sind Pläne der Stellungen im
Kreisarchiv Rottweil vorhanden (und Kopien davon in meinen Unterlagen).
Die
Pläne sind aber teils recht ungenau, was die Verwendung und
genaue Bauform der einzelnen Bettungen anbelangt. So ist z.B. die Befehlsstelle
II in Flözlingen als normale
achteckige Geschützbettung
eingezeichnet, obwohl diese aus zwei rechteckigen
Geräteständen mit Verbindungsgang besteht
usw.
Darüber
hinaus befand sich in Zimmern
ob Rottweil eine Flak-Kaserne mit großem
Beständelager und in Horgen ein Flieger-Beobachtungsbunker.
Die drei
Stellungen um Oberndorf (2, 7, 10) werden wie
gesagt in oben genanntem LVZ-Buch ausführlich behandelt und
daher
von mir hier (zunächst) ausgespart. Den Rest
möchte ich nach und nach aufarbeiten.
Bei Infos
jedweder Art zu einer der Stellungen freue ich mich jederzeit
über eine E-Mail.

Übersicht der
wichtigsten Schutzziele der LVZ-West im größeren
Umkreis um Rottweil, ankllicken zum
Vergrößern

Übersicht
der
bekannten Einrichtungen unmittelbar um Rottweil

Luftbild
des "Pulverlochs", ankllicken zum
Vergrößern
Das Pulverloch war während des Krieges entgegen
anderslautender
"Gerüchte" nicht speziell getarnt. Zumindest liegt mir ein
Luftbild von Anfang 1945 vor
(für Rottweil die gefährlichste Zeit*), auf dem das
gesamte
Areal erkennbar ist. Lediglich die tiefstehende Sonne und der daraus
resultierende Schattenwurf sorgen für eine gewisse "Tarnung".
Umso
verwunderlicher ist es, dass die Fabrik niemals getroffen wurde.
Nördlich, in Richtung Dietinger Wasen, glaube ich
auf dem
Bild allerdings einen Bombenkrater zu erkennen.
*
Erster Jagdbombeangriff am 14. Oktober 1944, ab Februar 1945
schließlich Angriffe auf das gesamte Stadtgebiet und schwere
Beschädigung des Bahnhofs und der Bahnlinie (Quelle: Winfried
Hecht, Rottweil 1802-1970, S. 204 - 205)
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